Kartell Roter Burschenschaften

Das Kartell Roter Burschenschaften oder auch kurz KRB genannt, ist ein loser Zusammenschluss zwischen vier Burschenschaften der ehemaligen Roten Richtung, die sich den Austausch der Burschenschaftlichen Arbeit zum Ziel gesetzt haben. Während des Treffens, einmal im Semester, werden Seminare, Vorträge, Besichtigungen und vieles mehr angeboten. Es bietet den Studenten die Möglichkeit andere Universitätsstädte, wie zum Beispiel Göttingen oder Würzburg erkunden und Freundschaften zu Studenten in andere Verbindungen zu schließen.  

Das Kartell Roter Burschenschaften soll, unter Aufrechterhaltung der Selbständigkeit jeder einzelnen Burschenschaft, der Pflege freundschaftlicher Beziehungen  einschließlich der Förderung der persönlichen Kontaktaufnahme der Mitglieder untereinander dienen.

Ziel des Kartells Roter Burschenschaften ist die Betonung und Belebung, Festigung und Verwirklichung altburschenschaftlicher Grundsätze.

Weitere Ziele sind:

  • Verbreitung der burschenschaftlichen Idee in allen akademischen Kreisen. Dies bedeutet den Einsatz für unsere Demokratie, als einzig anerkannte Staatsform. Für uns Burschenschafter sind die freiheitlichen Rechte, die wir in unserem Land haben, nicht selbstverständlich, da es sich bei der Demokratie leider um eine seltene Staatsform handelt, die nicht überall in der Welt vertreten ist.
  • Aktive Teilnahme an den Vorträgen auf wissenschaftlich-politischen Kränzchen, Engagement für die Freiheit und Einheit Deutschlands, wobei wir jedoch keine einheitliche und festgelegte parteipolitische Ansicht vertreten.
  • Das KRB bietet die Möglichkeit sich weiterzubilden und über den Tellerrand seiner eigenen Fakultätszugehörigkeit hinauszuschauen. Dies geschieht vor allem durch den Austausch mit Studenten anderer Universitäten. 
  • In wissenschaftlichen Diskursen, wie Vorträgen, Seminaren oder Besichtigungen und Ausflügen, bietet das KRB einmal im Semester bei einem Treffen in einer der Universitätsstädten ein vielseitiges und abwechslungsreiches Programm. 
  • Das KRB bot in den letzten Semester an:
Ausflug zum Bismarkturm in Göttingen, Stadtführung in Gießen, Schlossbesichtigung in Tübingen, Wanderung zur Burg in Würzburg, Universitätsbesichtigung mit Karzerführung in Freiburg, Königliches Flanieren auf der Burg Hohenzollern, Besichtigung einer Kornbrennerei in Göttingen mit anschließender Probe, Führung durch ein Freilichtmuseum in Gießen und vieles mehr…
 
Auch die wissenschaftlichen Abende  kamen nie zu kurz: 
Sowohl für die eigene Fortbildung, wie z.B. bei Seminaren über das erfolgreiche Studieren und Tipps für den Berufseinstieg, als auch Vorträge über politische und gesellschaftliche Themen.

Das Norddeutsche Kartell

Während die Corps sich 1855 im KSCV zusammenschlossen,
hatten die Burschenschaften wegen der Streitigkeiten zwischen ihren Flügeln zu dieser Zeit größere Schwierigkeiten, einen eigenen flügelübergreifenden Verband zu gründen. So entstand als Gruppe fortschrittlicher, gleichgesinnter Burschenschaften 1855 das Norddeutsche Kartell.

Das Norddeutsche Kartell, das in seiner Blütezeit neun vorwiegend nord- und mitteldeutsche Burschenschaften Umfasste, bezeichnete sich selbst als germanistisch, wodurch es an die Tradition der germanischen Burschenschaften der Vormärzzeit anknüpfen wollte. Das Kartell, das sich als Bund deutsch-demokratischer Burschenschaften bezeichnete, strebte eine Einigung Deutschlands auf demokratischer Grundlage an. Die Mehrzahl seiner Burschenschaften war in der Frühzeit republikanisch eingestellt.

Als Erziehungsmittel für die Mitglieder des Kartells sollten die eifrig betriebenen politisch-wissenschaftlichen Kränzchen dienen, deren Protokolle man austauschte. Man hielt enge Fühlung mit dem bürgerlichen Liberalismus und verlangte eine lebendige Anteilnahme am politischen Leben.

Das politische Schwanken zwischen groß- und kleindeutscher Einstellung – mit oder ohne Österreich – förderte die ab 1866 beginnende Zersetzung des Kartells, was im Jahre 1872 – ein Jahr nach der kleindeutschen Reichsgründung – zur Auflösung führte.

Die bewusste Pflege der vaterländisch-politischen Ausbildung, die später Gemeingut der gesamten Burschenschaft wurde, wird als das bleibende Verdienst dieses Kartells angesehen. 

Reformburschenschaften

Durch den Krieg 1870/71 drohte eine Verflachung der Burschenschaftlichen Bewegung; zudem herrschte ein Mangel an Gemeingeist und Verantwortungsgefühl vor. Die Burschen als Akademiker fühlten sich oftmals den örtlichen Bürgern überlegen und pflegten zunehmend Dekadenz und Arroganz. 

So kam es 1883 dann zur Gründung der Reformburschenschaft Neogermania Berlin, die als Impuls für weitere Neugründungen von Reformburschenschaften galt. Der Dachverband dieser Burschenschaften wurde der Allgemeine Deutsche Burschenbund.

Die Ausrichtung des ADB zielte auf weniger Dekadenz und Luxus, eine einfache Lebensform und auf das wissenschaftliche Streben.

Grob zusammengefasst waren dies die Ziele dieser Burschenschaften:

  • Die Pflege der burschenschaftlichen Geschichte
  • Pflege eines partei- und kirchenpolitisch ungebundenen Patriotismus bei Gleichberechtigung aller Deutschfühlenden ohne Rassenunterschied, gegen Antisemitismus
  • Vorschriften zur körperlichen Ertüchtigung und die „Gleichberechtigung von Bursch und Fux“

Die Rote Richtung – Bünde aus dem NDK und dem ADB

Am 26.07. 1881 gründete sich der ADC (Allgemeiner Deputierten Convent – Heute Deutsche Burschenschaft) als Zusammenschluss der Burschenschaften. 

Der Dachverband der Reformburschenschaften (ADB) löste sich auf, jedoch blieben die wichtigsten Grundsätze der Reformburschenschaften durch die Mitglieder erhalten. Die meisten ehemaligen ADB-Bünde wurden Mitglied des ADC (später DB). Der Dachverband Deutsche Burschenschaft wurde im Laufe der Zeit immer größer und die politische Arbeit forderte die Gründung von dachverbandsinternen Kartellen zur Organisation.

Hervorgegangen aus erhalten gebliebenen Freundschaftsverhältnissen des alten Norddeutschen Kartells von 1855–1872 und ehemaligen ADB-Bünden aus dem reformburschenschaftlichen Verband entstand am 10. Januar 1920 die Rote Richtung

Die „Rote Richtung“ bekam seinen Namen durch die vorherrschende Mützenfarbe der Gründungsmitglieder. Mit Gründung der Roten Richtung bekam auch das „Rote Prinzip“ seinen Namen. Im Gegensatz zum „Weißen Prinzip“ steht das sogenannte Rote Prinzip für weniger Dekadenz und Luxus, eine einfache Lebensform und für das wissenschaftliche Streben. Unter dem Roten Prinzip kann man ebenfalls den politischen Auftrag unter parteipolitischer Neutralität als burschenschaftliche Arbeit zusammenfassen.

Aufgrund von Streitigkeiten in der RR über die arministische oder germanistische Ausrichtung und die Mensurfrage sowie der Veränderungen in der DB durch die Burschenschaftliche Gemeinschaft (BG) verlor die RR immer mehr Mitglieder. 

Das Kartell Roter Burschenschaften

Die verbliebenen beiden Burschenschaften der Roten Richtung (Burschenschaft Holzminda Göttingen und Straßburger Burschenschaft Arminia zu Tübingen) schlossen sich am 10. Februar 2008 mit der Würzburger Burschenschaft Arminia, einer ehemaligen Burschenschaft der Roten Richtung, zum Kartell Roter Burschenschaften zusammen. Im Gegensatz zur Roten Richtung ist das KRB dachverbandsungebunden.

 

Um die Gründung machte sich insbesondere Daniel Krieger (Mitglied der Straßburger Burschenschaft Arminia zu Tübingen) verdient, der sich nach Jahren der bloßen Treffen mit der Burschenschaft Arminia Würzburg im Rahmen der sogenannten Vierer-Treffen ehemaliges Freundschaftstreffen der Burschenschaften Schlägel und Eisen Clausthal, Marchia Bonn, Arminia Würzburg und Arminia Straßburg entschloss, die Würzburger Burschenschaft Arminia zu motivieren, einen Verbund aus den verbliebenen Bünden und ehemaligen Bünden der Roten Richtung zu gründen.

Nach mehreren organisierten Treffen in Tübingen und gegenseitigen Besuchen in den jeweiligen Universitätsstädten nahm das Unternehmen Gestalt an. Das KRB nahm die germanistischen Prinzipien des Norddeutschen Kartells, die reformburschenschaftlichen Züge des ADB und das Rote Prinzip der Roten Richtung als Ausrichtung in seine Grundsätze auf.

Ebenfalls unterstützend wirkte das Engagement von Gernot Stengel (Mitglied der Gießener Burschenschaft Germania und der Straßburger Burschenschaft Arminia zu Tübingen), der aus Sicht der Altherrenschaft ideell die Tore für die Gründung öffnete und die Aktivitas darin bestärkte. Insbesondere ermutigte er auch seinen Erstbund Germania Gießen in dieser Sache Kontakt aufzunehmen. Die Burschenschaft Germania Gießen am 28.04.2013 in das KRB aufgenommen.

Auch die Freiburger Burschenschaft Teutonia bemühte sich um eine Mitgliedschaft im Kartell. Sie trat am 06.11.2016 ein, verließ aber aus eigenem Interesse das Kartell wieder im Sommersemester 2019. 

Im Jahr 2018 feierte das Kartell Roter Burschenschaften mit einem großen Kartelltreffen in Tübingen sein 10 jähriges Bestehen. 

Heute gehören dem „Kartell Roter Burschenschaften (KRB)“ folgende Burschenschaften an:

 
Mützen der einzelnen Mitgliedsbünden

Gründungsdatum

10. Februar 2008

Verteilung der Hochschulen