Verbindungen

Eine Studentenverbindung (auch Korporation) ist im deutschen Sprachraum ein Verein von Studenten und Alten Herren (Ausstudierte Mitglieder) an einem Hochschulort, der Brauchtum und gewachsene Tradition pflegt. Sie sind nicht mit den amerikanischen Fraternities zu verwechseln, die wir aus Filmen kennen. International bestehen heute über 1600 Studentenverbindungen nach dem typisch deutschen Ursprung. Sie sind in rund 30 Korporationsverbänden (Dachverbänden) organisiert und unterscheiden sich sehr stark voneinander. Die meisten Verbindungen haben jedoch eines gemeinsam: Das Lebensbundprinzip und die demokratische Form des Conventes (Mitgliederversammlung).

In Tübingen gab es schon seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts Studentenvereinigungen. Diese waren territorial gebunden. Es gründeten sich die Vereinigungen durch Studenten, die aus einem gleichen Gebiet oder Land des Heiligen Römischen Reiches kamen, um sich in Tübingen gegenseitig zu unterstützen und sich zu verteidigen. In diesen Vereinigungen war man jedoch nur im Laufe seines Studiums Mitglied. Die „alten” Landsmannschaften, wie sie gemeint wurden waren die Vorläufer der heutigen Verbindungen.

Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts gründeten sich die „neuen” Studentenverbindungen. Nun war man Mitglied auf Lebenszeit und unterstützte sich auch nach dem Studium gegenseitig.

Die ältesten bestehenden Verbindungen in Tübingen sind die Burschenschaft Germania und die Landsmannschaft Ulmia. Diese wurden Anfang des 19. Jahrhunderts gegründet.

Heute gibt es in Tübingen 34 Studentenverbindungen unterschiedlichster Form. Sie halten einen engen Kontakt untereinander und pflegen ähnliche Traditionen.

Es gibt viele verschiedene Verbindungsarten. Sie unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht. Nicht nur die einzelnen Arten unterscheiden sich, sondern auch die Verbindungen gleicher Art. Eine pauschale Charakterisierung der Verbindungen lässt sich daher nicht anfertigen.

Die „neuen” Landsmannschaften sind eine Verbindungsart, die sich der Unterstützung ihrer Mitglieder im Studium verschrieben haben. Der größte Teil der Landsmannschaften ist Mitglied im Dachverband des Coburger Convent (CC) und pflegt das studentische Fechten. Sie haben zwei Pflichtpartien. Die Landsmannschaften sind unpolitisch und konfessionell ungebunden. Sie sind meist nach dem Herkunftsort ihrer Gründungsburschen benannt: Rhenania (Rheinland), Franconia (Franken), etc. Bekannte Vertreter: Günther Oettinger, Thomas Strobl, Hugo Junkers, Ernst Zimmermann, Otto Bayer und viele weitere.

Die Corps sind eine Verbindungsart, die den Landsmannschaften sehr ähnelt. Entstanden jedoch ursprünglich, im Gegensatz zu den Landsmannschaften aus dem Adel. Der Name kommt vom Begriff Korporation. Wie die Landsmannschaften gaben sich die Coprs lateinische Namen, die sich auf das Herkunftsland ihrer Mitglieder bezogen: Borussia, Bavaria, Saxonia, Guestphalia, … Sie sind schlagend und organisieren sich in Senioren-Conventen. Die zwei wichtigsten Dachverbände sind der Kösener-Senioren-Conventsverband (KSCV) und der Weinheimer-Senioren-Conventsverband (WSCV). Bekannte Vertreter: Kaiser Wilhelm II, Großherzog Friedrich II von Baden, Otto von Bismark, Alois Alzheimer, Justus von Liebig, Gottlieb Daimler, Friedrich Bayer, Hanns Martin Schleyer, Robert Schuhmann, Heinrich Heine und viele mehr. 

Burschenschaften sind eine Verbindungsart, die sich aus Landsmannschaften 1815 in Jena gründeten. Sie streben nach Demokratie und der Einheit Deutschlands und sind daher im Gegensatz zu den anderen Verbindungsarten politisch. Jedoch sind sie parteipolitisch und konfessionell ungebunden. Meinungsfreiheit wird groß geschrieben. Der Begriff Burschenschaft kommt von dem Wort Bursa (Treffpunkt der Studenten im Mittelalter) und dem Wort Bursch (Begriff für Student). Bei Burschenschaften gibt es sowohl schlagenden als auch nicht schlagende Bünde. Die meisten sind jedoch pflichtschlagend. Organisiert sind sie in Dachverbänden, wie die ADB (Allgemeine Deutsche Burschenschaft), DB (Deutsche Burschenschaft) oder NDB (Neue Deutsche Burschenschaft). Unsere Arminia ist jedoch dachverbandsungebunden. Die Burschenschaften haben viele wichtige Persönlichkeiten hervorgebracht:

Liste wichtiger Burschenschafter

Turnerschaften ähneln den Landsmannschaften. Sie haben jedoch durch ihre Tradition die Ausrichtung eine Sportverbindung zu sein. Dies ist das Hauptunterscheidungsmerkmal zwischen der Landsmannschaft und der Turnerschaft. Viele Turnerschaften engagieren sich ebenfalls im CC (Coburger Convent). Dieser Teil ist auch pflichtschlagend. Es gibt jedoch auch fakultativ schlagende Turnerschaften, die dachverbandsungebunden sind.

Eine weitere Form ist die Sängerschaft. Sie machen sich das Singen von alten Studentenliedern und das Dichten zur Hauptaufgabe. Viele sind im Dachverband der Deutschen Sängerschaft (DS). Bei den restlichen Merkmalen unterscheiden sie sich kaum von den anderen Studentenverbindungen.

Es gibt natürlich noch viele weitere Arten von Studentenverbindungen. Diese unterscheiden sich dadurch, dass sie rein Christlich, Katholisch, Dichtend, schlagend, nicht-schlagend, farbentragend, nicht-farbentragend, Frauenverbindungen, Männerverbindungen, gemischt, sportlich, politisch, unpolitisch oder rein-akademisch sind.

Die Studentenverbindungen pflegen untereinander unterschiedlichste Verhältnisse. Die schlagenden Verbindungen haben ein sehr enges Verhältnis untereinander, da sie gegenseitig Partien stellen und somit die gleiche Tradition leben. Aber auch zu den anderen Verbindungen haben wir ein sehr gutes Verhältnis. Es gibt immer wieder gegenseitige Besuche auf Feiern oder einfach nur beim sogenannten Bummeln (Besuch bei einer anderen Verbindung). Dadurch entstehen oft auch Freundschaften zu anderen Verbindungsstudenten.